Samstag, 28. Oktober 2017

Dauer der Hibernation (die Zeit, in der die Schildkröten verschwunden sind)

Meine 20 Boettgeris leben im Freiland mit Frühbeeten in sonniger Lage. Etwa Mitte September verkleinere ich die Gehege und entferne die Strohmatten, die den Sommer über die Frühbeete beschatten.
Einige Schildkröten suchen zu dieser Zeit gerne kühle feuchte Plätze für die Nachtruhe oder auch am Tage auf. In den Frühbeeten befinden sich dunkle, isolierte Schlafhäuser mit Überwinterungsgrube darunter. Die Schildkröten können selbst entscheiden, ob sie im Schlafhaus liegen, ob sie sich dort eingraben, ob sie raus gehen, ob sie fressen oder trinken. Nur ihre heiß geliebten kühlen feuchten Plätze sind durch die Verkleinerung nicht mehr erreichbar. Nachdem ich in früheren Jahren mehrmals im Frühjahr Schildkröten vermisste und später überrascht wurde, als ich sie Anfang bis Mitte Mai irgendwo aus der Erde kriechen sah, mache ich diese Gehegeverkleinerung. Wann die letzte Schildkröte im Herbst verschwindet, ist von Jahr zu Jahr verschieden. Wenn es friert und es ist noch ein Tier nicht vergraben, öffne ich die Frühbeetdeckel und Schlafhausdeckel, damit die Kälte zu den Tieren dringt. Dann graben sie sich ein. Erst wenn alle weg sind, fülle ich Schlafhäuser und Frühbeete mit Stroh und lege die Strohmatten wieder auf. Ich habe keine Heizung.
Im Frühjahr, Anfang März, entferne ich die Strohmatten und einen Teil des Strohs. Mitte März bis Mitte April tauchen die Schildkröten wieder auf. Die meisten kommen zwischen dem 30.3. und 5.4. zum Vorschein. Die im Herbst zuerst verschwunden sind, tauchen auch normalerweise als letzte auf. Normalerweise, nicht immer.
Es kann also sein, dass eine Schildkröte von September bis April nicht zu sehen ist, aber es kann auch sein, wie letzten Herbst, dass 2 noch bis Dezember wach sind, allerdings nicht mehr das Frühbeet verlassen. Eine von diesen beiden war dann Mitte März auch schon wieder da, die andere Ende März.
6 Monate unsichtbar kommt also auch bei meinen Tieren sehr oft vor.

Montag, 9. Oktober 2017

Hat nichts mit Schildkröten zu tun aber mit Gottesanbeterinnen.

 
und mehr von diesen Tieren:
Text dazu:
Am 1. Oktober konnten wir im Raaderwald folgendes schaurige Naturschauspiel festhalten. Ein Gottesanbeterinnenmännchen, wir nennen es den Fünfbeinigen, weil ihm das rechte Hinterbein fehlt, vielleicht von einer früheren Paarung her, versucht an diesem letzten heißen Tag im Jahr 2016 nochmals auf Brautschau zu gehen. Er nähert sich einem Weibchen an, wir nennen es Rotkäppchen, beachten sie den roten Hinterkopf, doch dann nimmt das Unglück seinen Lauf. Vielleicht hatte er ein Handicap, weil ihm ja ein Bein fehlte, denn er landete unglücklicherweise auf dem Bauch des Weibchens, richtig und wichtig wäre der Rücken gewesen, vielleicht war es aber auch einfach nur Pech, weil das Weibchen aus dem Gleichgewicht kam, aber das war sein Todesurteil. Einmal in den Fängen des Weibchens, gibt es kein Entrinnen mehr. Der Kopf ist schnell abgebissen, aber das Männchen lebt erstaunlicherweise weiter und es ist daher bestimmt keine Mär, dass sich kopflose Männchen mit dem Weibchen weiter paaren. Auch in diesem Filmdokument sieht man, wie sich das Männchen einerseits loszureißen, andererseits sich zu paaren versucht. Erst als das Weibchen seine Fangarme frisst und der Rest des Körpers zu Boden fällt, ist das Männchen wieder frei, es lebt auch noch einige Zeit weiter, aber natürlich ist es todgeweiht, weil kopf- und orientierungslos. Aber wie schaurig dieses Naturschauspiel auch ist, wir haben beobachtet, dass die Heuschrecken zu diesem Zeitpunkt schon rarer waren, das Weibchen war sicher hungrig, sich vor der Eiablage noch zu stärken, macht vielleicht Sinn. Andererseits schien es ziemlich verschwenderisch, dass das Weibchen nur etwa ein Drittel des Männchens verspeiste, wenn sie es schon als Energiespender für die Eiablage fressen wollte. Wie dem auch sei, auch das Weibchen hat diesen 1. Oktober bestimmt nicht lange überlebt. Es folgte danach ein Kaltwettereinbruch und sie folgte dem Männchen wohl bald ins Nirwana, aber in der Natur wird beinah alles der Nachkommenschaft untergeordnet, der nächsten Generation.

Herbstbericht Nr. 2

Habe eben "Inventur" gemacht bei meinen 21 Schildkröten, 1 uraltes maurisches Männchen und 20 Boettgeris (davon 9 im Alter von 7 Jahren), die anderen adult bis uralt (80/100??).
Der Maure bleibt länger wach als die Griechen und ist auch jetzt das einzige Tier, das außerhalb des Schlafbereiches im hellen Frühbeetteil liegt.
Die Griechen:
1 uraltes Männchen liegt im Schlafbereich auf dem Stroh
1 uraltes Männchen liegt im Schlafbereich im Stroh, aber gut zu sehen
2 7jährige Männchen liegen im Schlafbereich unter dem Stroh
4 adulte Weibchen liegen im Schlafbereich unter dem Stroh
Somit sind 12 Boettgeris, sowohl 7jährig wie auch adult, männlich und weiblich, in der Überwinterungsgrube eingegraben.

Alles klar?